„Unser David Bowie
heisst Heinz Schenk“

  • Bembel von Bundesäppelwoikönig Otto II., 25. Bundesäppelwoifest 1979
  • Ehrenbembel von Wolf Voigt, 44. Bundesäppelwoifest 1996
  • Schärpe von Bundesäppelwoikönig Wolf I., 1982/83
  • Ehren-Zepter der 1. SKG 1950 e.V. für Rudolf Krammig, 08.11.1986
  • Bembel und Gerippte „Steinheimer Gold“, 20. Jahrhundert
  • Flasche „Steinheimer Gold“ aus der Süssmosterei Franz Jung, Steinheim, 20. Jahrhundert

Mit dieser Liedzeile ehrte die hessische Band Rodgau Monotones den hessischen „Apfelweingott“ Heinz Schenk (Zum Blauen Bock, Hessischer Rundfunk, letzte Sendung am 19. Dezember 1987). Heinz Schenk stand für den Apfelwein, wie der Apfelwein für Hessen.

Das hessische wie auch Steinheimer „Nationalgetränk“ Apfelwein – lokal auch als Äppler oder Stöffsche, in Frankreich als Cidre oder in Spanien als Sidra bekannt – genießt gerade im Rhein-Main-Gebiet bis heute eine hohe Anerkennung und wird als eine besonders gepflegte, lokale Kultur verstanden.

Der Apfelwein wird im sogenannten Bembel angereicht, welcher oftmals in einem sogenannten Faulenzer, einer Haltevorrichtung, welche man zum Einschenken kippen kann, hängt. Der Apfelwein wird dann aus dem Gerippten, also einem Glas mit Rippenmuster, entweder pur, mit Wasser oder mit Limonade vermischt, getrunken.

Gerade in Steinheim wird dem aus Äpfeln gekelterten Getränk eine identitätsstiftende Bedeutung zugesprochen, was sich in den Traditionen und der Gastronomie der Wirtshäuser und Biergärten, aber auch in den heimischen Kühlschränken, widerspiegelt. Mit dem Bundesäppelwoifest der 1. Steinheimer Karnevalsgesellschaft 1950 e.V. mit zugehörigem Königspaar versteht sich Steinheim als ein Zentrum der Apfelweinkultur mit reichhaltiger Geschichte.

Steinheim und der Apfelwein, Malerei von Maria Braun

Bild: aus Steinheimer Bilderbücher, Leo Mayer

Bundesäppelwoi-Königspaar Maria II. und Otto Erich „Sonny“ Lubitz, 2000

Bild: Medienzentrum Hanau-Bildarchiv / MZHU5336_A2

Schon die Griechen und vor allem die Römer, die auch in Steinheim sesshaft waren, tranken Apfelwein. Auch wenn das Keltern des Apfelweins schon den ansässigen Kelten („Keltern“ stammt nicht vom Wort „Kelten“ ab) bekannt gewesen ist, waren es die Römer, die durch den Import neuer Apfelsorten für eine neue Geschmacksvielfalt sorgten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann in der Region eine Hochzeit des Anbaus von Obst (Steinheimer Streuobstwiesen) anstelle des Weins, welcher bis dahin das bevorzugte Getränk in Steinheim war. So ersetzten Obstbäume für Kelterobst die Rebstöcke.

Um 1740 wird erstmals ein Apfelweinausschank im Stadtwirtshaus, welches bereits um 1510 von Uriel von Gemmingen die Schankrechte verliehen bekam, urkundlich erwähnt. Im 18. Jahrhundert gab es vor Ort ganze sechs Großkeltereien und mindestens 20 Hauskeltereien, wobei mit der Kelterei Jung die letzte ihren Betrieb in den 1990er Jahren einstellte. Deren bekanntestes Produkt, das Steinheimer Gold, wird noch immer mit viel Passion von der Kelterei Jörg Stier hergestellt und angeboten.

Steinheim ist Ausgangspunkt der Hessischen Apfelweinstraße und wird Teil einer gerade entstehenden Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute. Jüngst wurde der Antrag gestellt, die hessische Apfelweinkultur in die Liste des „immateriellen Kulturerbes“ der UNESCO aufzunehmen.

 

Leihgeber