Beobachter und Volksfreund

  • Setzkasten, Druckerei J. Möser und Söhne, 20. Jahrhundert

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist Steinheim ein Standort des Druckereigewerbes. Die Lithographische Kunstanstalt Illert & Ewald (siehe Text und Exponat #21 zu „Für Immer ein Illerter“) war bis heute der größte Betrieb für Druckerzeugnisse in der Stadt, bei weitem aber nicht der einzige. So gab es auch einige kleinere Druckbetriebe. Während beispielsweise die Buchdruckerei Kilian Korb zwischen 1873 und etwa 1921 den Steinheimer Beobachter herausgab und „Die Geschichte des alten Steinheim“ auflegte, veröffentlichte die Druckerei von Konrad Jung (später J. Möser und Söhne) zwischen 1898 bis 1920 den Steinheimer Volksfreund und Publikationen zur Geschichte und Wissenschaft.

Zum zweiten großen Druckunternehmen Steinheims sollte sich die 1874 in der Alicestraße gegründete Chromolithographische Kunstanstalt von Andreas Sebastian Herzing (1841–1895) entwickeln. Die zuerst hauptsächlich auf Zigarrenbanderolen- und Etiketten ausgerichtete Firma zog 1904 nach dem Firmeneintritt von Wilhelm Horst in einen Neubau an der Offenbacher Landstraße und sollte bald über 100 Angestellte beschäftigen. Nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierte man sich, ähnlich wie Illert & Ewald auf Flaschenetiketten und Produkte nach Kundenwunsch.

„A.S. Herzing GmbH“ ab 1904 an der Offenbacher Landstraße
(ab 1934 Horst KG)

Bild: Heimat- und Geschichtsverein Steinheim am Main e.V.

Lithographie-Abteilung bei Illert & Ewald, 1937

Bild: Heimat- und Geschichtsverein Steinheim am Main e.V.

1936 firmierte das Unternehmen als Horst KG unter Eduard und Wilhelm Horst. Bis in die 1970er Jahre sollte das Familienunternehmen am alten Standort produzieren, bis es unter neuem Namen nach Hanau umzog. Nachfolger vor Ort wurde das schwedische Papierunternehmen SCA, welches das Produktionsgelände weiter ausbaute. Im Jahr 2012 ging SCA im britischen Konzern DS Smith auf, welcher 2015 den Steinheimer Standort aufgrund von Platzproblemen aufgab.

Das denkmalgeschützte, von der Reformarchitektur der Jahrhundertwende beeinflusste Hauptgebäude der Fabrik blieb aber in seiner versachlichten Form bis heute erhalten. Aktuell nutzt das Unternehmen Dunlop Tech GmbH den Standort, was insofern interessant ist, da Dunlop vor ca. 100 Jahren gerne in Steinheim auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit dem Hauptunternehmen ansässig geworden wäre, aber damals an der Steinheimer Politik scheiterte. Heute ist Steinheim mit der KUW Industriedruck GmbH, der Illert GmbH & Co. KG, der Main-Repro-GmbH und der Model-Kramp GmbH noch immer ein Druckereistandort.

 

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