Aktion T4

  • An- und Abmelderegister der Stadt Steinheim von 1935 bis 1940, Nr. 2280

Mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ von 1934 begann im nationalsozialistischen Deutschland die Zwangssterilisation Kranker oder zu Kranken definierter Menschen. Dieses mit dem euphemistischen Namen „Euthanasie“, was ursprünglich einen leichten und schönen Tod bezeichnet, betitelte Vernichtungsprogramm wurde mit dem Beginn des Krieges als „Aktion T4“ durch gezielte Tötungen noch verschärft. Allein im hessischen Hadamar, in der Nähe von Limburg, wurden zwischen Januar 1940 und August 1941 70.000 Menschen ermordet. Auch nach den öffentlichen, vor allem kirchlichen Protesten, und dem offiziellen Ende der „Aktion T4“ fanden weiter gezielte Tötungen in den dafür vorgesehenen „Heilanstalten“, aber auch in lokalen Krankenhäusern statt.

Maria Krämer ist eines von 13 Steinheimer Euthanasieopfern der sogenannten „T4-Aktion“. Sie wurde 1905 in Groß- Steinheim geboren und ist das Kind des Zigarrenarbeiters Heinrich Krämer (1878–1915 gefallen) und Marie (geb. Kuhn, 1877). Sie wohnte mit Ihren Eltern in der Steinheimer Vorstadt 40. Maria wurde römisch-katholisch getauft und war bis zu Ihrer Ermordung ledig und ohne Beruf. Mit 14 Jahren, am 8. März 1919, kam Maria in die Johannes-Diakonie nach Mosbach, eine Erziehungs- und Pflegeanstalt für vor allem jugendliche Geistesschwache. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten bekam Maria am 3.6.1934 Karl Pfeiffer, wohnhaft am Maintor 7 in Groß-Steinheim, als ihren Vormund.

Maria Krämer als Kind mit einer Schwester

Bild: privat

Maria Krämer als junge Erwachsene mit einer Schwester

Bild: privat

Am 18.6.1939, nach Angaben des Abmelderegisters Steinheim, kam sie in das Landesaltersheim nach Darmstadt- Eberstadt. Nach einem Schreiben vom 19.11.1940 wurde sie von der Landesheil- und Pflegeanstalt Heppenheim am 10.5.1939 nach Mosbach zurückverlegt, bis sie im Jahr 1941 in die Zwischenanstalt Weilmünster verlegt wurde. Nach bisherigen Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass Maria Krämer im Alter von 35 Jahren noch am Tag ihrer offiziellen Verlegung nach Weilmünster in einem der Transportbusse für Hadamar ermordet wurde. Sie verstarb am 20. März 1941.

Durch die gezielten Tötungen des NS-Regimes im Rahmen der „Euthanasie“-Politik kamen etwa 600.000 Menschen ums Leben. Es gab nach 1949 an bundesdeutschen Gerichten keine einzige Verurteilung von „Euthanasie-Tätern“ wegen Mordes.

Sollten Sie weitere Informationen über Opfer wie Maria Krämer haben, wenden Sie sich bitte an den Runden Tisch zum Erinnern und Gedenken an die Steinheimer Opfer des Nationalsozialismus beim Heimat- und Geschichtsverein Steinheim am Main e.V.

 

Leihgeber