Nachdem im Jahre 1860 der erste Turnverein in Steinheim gegründet wurde, löste dieser sich nach nur vier Jahren wieder auf. Nach dem Deutschen Krieg aber wurde das Steinheimer Vereinsleben wiederbelebt. Am 27. Juni 1874 gründeten fünf Turnbrüder den Turnverein. Am Ende des Jahres hatte der neue Verein schon 46 Mitglieder. 1882 trennten sich einige Mitglieder ab, um die Turngemeinde zu gründen. 1914 wurden dann beide Vereine unter Bürgermeister Jean Busch als Turnerschaft Groß-Steinheim vereinigt. Seitdem sollte der Verein immer neuen Sportarten nachgehen. Nachdem im Nationalsozialismus die politischen und religiösen Sportvereine aufgelöst wurden, hatten die spielstarken Handballer der DJK (Deutsche Jugend Kraft) Steinheim eine neue Heimat bei der „arisierten“ Turnerschaft gefunden, die bis dahin noch keinen Handball spielte. Die neu gegründete Handballabteilung sollte sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg gut entwickeln.
Das bisherige Highlight der Abteilung war am 20. August 1972 der Gewinn der Deutschen Feldhandball-Pokalmeisterschaft durch einen Sieg im Finale gegen den TV Hochdorf. Die Feldhandball-Pokalrunde 1972 war eine Ersatz-Spielzeit für die in diesem Jahr vom DHB offiziell ausgesetzte Feldhandball-Bundesliga, in welcher die Turnerschaft Steinheim in allen sieben Spielzeiten (1967 bis 1973) antrat.
Der Vorstand der Turnerschaft im Jahr 1907
(J. Kaiser, L. Kaiser, J. Reffel, K. Adam, M. Schilling, G. Gesser)
Bild: TS Steinheim
Die Siegermannschaft der Turnerschaft 1972 mit Trainer Manfred Just
Bild: Edelgard Rath-Voigt
Die Pokalrunde fand zwischen dem 8. April und dem 20. August 1972 statt. Das Endergebnis des Finalspiels vor 7.000 Zuschauern in der Rüsselsheimer Sportarena lautete 17:15 für die Steinheimer. Der Sieg wurde ausgiebig mit Festwagen und Festzelt gefeiert und die Mannschaft trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Seit diesem Sieg ist die Turnerschaft der amtierende Feldhandball-Pokalsieger in Deutschland.
Der heute quasi nicht mehr praktizierte Großfeldhandball unterscheidet sich vom heutigen Handball maßgeblich. So wurde unter anderem unter freiem Himmel auf einem Spielfeld-Rasen gespielt, welcher einem Fußballplatz ähnelt. Jede Mannschaft hatte dabei zehn Feldspieler und einen Torwart, dazu zwei Auswechselspieler. Der Sport ähnelt also mehr dem Fußball, nur dass man eben die Hände benutzte.
Im Jahr 2009 fusionierte die Handballabteilung der Turnerschaft Steinheim mit der des TV Kesselstadt zur HSG Hanau, welche aktuell in der 3. Bundesliga spielt. Dazu spielen vier Jugendmannschaften der HSG in den höchsten Ligen ihrer Klasse, die A-Jugend in der Bundesliga.
Leihgeber
- Turnerschaft Steinheim 1874 e.V.