Aus dem Brunnen
da kommen die Kinder

  • „Das Pfaffenbrünnchen“, Öl auf Leinwand, 33x26 cm, ca. 1870
    Auf der Rückseite zu lesen:
    „Das Paffenbrünnchen“ bei Gross-Steinheim a. Main nach einem Gemälde von Prof. Georg Cornicelius, Hanau / kopiert von Ernst Zimmerman, Hanau 1887, (unter Beihilfe des Meisters in dessen Atelier). /// Geschenk von Louis Meyer an den Gross-Steinheimer Mitschüler GG.Busch /// Prof. Ernst Zimmermann,
    KGL. Zeichen Akademie Hanau i.R. 1928

Die Pfaffenbrunnenstraße, welche sich vom Pfaffenbrunnenweg am Waldrand bis zum Feuerwehrhaus an der Eppsteinstraße zieht, verdankt ihren Namen dem dort stehenden Pfaffenbrunnen. Wahrscheinlich nach einem alten Flurstück der Kirche benannt, lag der Brunnen noch in den 1920er Jahren weit vor dem Ort und war bereits im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel. Der im Jahr 1890 und 1990 neu hergerichtete Brunnen steht heute immer noch an gleicher Stelle, umgeben von einem kleinen, steil ansteigenden und leicht verwilderten Park.

Die Baustile der Häuser in der Pfaffenbrunnenstraße bilden die Entwicklungsstufen der Besiedelung der Gegend um den Brunnen, von den 1930er Jahren an über die 1950er Jahre bis zu den Wohnblocks aus den 1970ern und einigen wenigen Bauten aus der Zeit danach, hervorragend ab.

Einer frühen Steinheimer Sage nach holte der Storch die Kinder aus dem Pfaffenbrunnen. Dass der Storch die Kinder bringt, ist in ganz Deutschland bekannt. Der Brunnen steht als Symbol für das werdende Leben (Fruchtwasser) und so holt der Storch also die Kinder aus der Lebensquelle und bringt sie den Menschen.

Der Pfaffenbrunnen im Jahr 2020

Bild: Kai Jakob

Aus: Das Buch vom Klapperstorch für Jung und Alt zur Unterhaltung und Belehrung. 2. Auflage. Dessau: Barth

Bild: Kinderbuchsammlung der Universitätsbibliothek Braunschweig; Sammlung Hobrecker

Wenige Meter entfernt vom Brunnen befindet sich das alte Kriegerdenkmal von 1896, welches nach dem Zweiten Weltkrieg vom freien Platz an der Ludwigstraße dorthin verbracht wurde. Am Fuß des Hanges befindet sich heute linksseitig eine Nachahmung einer mittelalterlichen Wehrmauer mit Turm. Wenn man etwas genauer hinschaut, kann man an anderer Stelle der Anlage noch die letzten Reste der alten Villa des Klein-Auheimer Fahrradfabrikanten Bauer, der ab 1936 in Steinheim residierte, finden. Nach dem Bau der Villa floss kein Wasser mehr aus dem Brunnen, der bis dahin mit „dickem Strahl“ sprudelte. Durch eine Leitung unter der Straße floss das Wasser von dort aus in den Ammelbachgraben zwischen Straße und Bahndamm und dann weiter bis zum Kühlen Grund, um sich letztlich bei der „Stabels Lisbeth“ in den Main zu ergießen.

Interessanterweise bildet die Pfaffenbrunnenstraße teilweise in ihrem Verlauf das alte Ufer des urzeitlichen Mains ab, welcher sich um das Steinheimer Basaltplateau schlängelte, bis er zu seinem heutigen Bett gefunden hatte.

 

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