Der Schinderhannes und der Schwarze Peter

  • Steigbügel mit Lederriemen, 20. Jahrhundert

Johannes Bückler (vermutl. 1779–1803), bekannt und berüchtigt als Schinderhannes, war ein deutscher Räuber, Erpresser und Mörder. Sein Spitzname verweist laut eigener Aussage auf seine Lehrjahre bei zwei Abdeckern, sogenannten Schindern. Bückler begann früh mit Diebstählen, bildete Räuberbanden, wurde oftmals festgenommen und saß auch immer wieder im Gefängnis.

Im Jahre 1803 wurde er zum Tode durch das Fallbeil verurteilt. Unter den Augen von ca. 30.000 Schaulustigen wurde das Urteil in Mainz vollzogen.

In seiner Karriere als Krimineller soll der Schinderhannes mindestens 211 Straftaten begangen haben, einige davon auch in der Gegend zwischen Spessart und Taunus. Bis heute gibt es unzählige Legenden und Erzählungen über ihn und seine vielen Komplizen. Einer davon war der bekannte Räuber Johann Peter Petri aus dem Hunsrück, auch Schwarzpeter genannt. Nach ihm ist bei uns das alte Glücksspiel Old Maid (auch Jackass oder Vieux garcon) benannt: „Der Schwarze Peter“.

Wer am Ende des Spiels die Karte mit der oftmals karikierten Abbildung eines dunkelhäutigen Menschen in der Hand hatte, verlor das Spiel. In der Zeit des Kolonialismus wurden Karikaturen von Dunkelhäutigen als Zeichen des Alltagsrassismus üblich. Auch die Redewendung „jemandem den Schwarzen Peter zuschieben“ bezieht sich auf das Spiel.

Holzschnitt der Vorstellung der Hinrichtung des Schinderhannes, Mainz, 1803.

Bild: Stadtarchiv Mainz

Porträt von Johannes Bückler von Karl Matthias Ernst, Mainz, 1803.

Bild: Stadtarchiv Mainz

Eine Erzählung über den Schinderhannes spielte sich in Steinheim ab: Bei einem Erkundungsritt durch die Stadt kehrte er in der Schankwirtschaft von Kaspar Jung auf einen Schoppen ein. Zwei Gendarmen, die auf der Suche nach dem Schinderhannes waren, saßen am Nebentisch und unterhielten sich. Kurz darauf verließ Schinderhannes das Lokal, schnitt die Steigriemen von den Sätteln der Pferde der Gendarmen ab und gesellte sich an den Tisch von ebendiesen, um sich bei den noch Ahnungslosen detailliert und amüsiert über einige Taten des Schinderhannes auszulassen.

Als diese letztlich merkten, dass sie da am Tisch genau ebendiesen Räuber neben sich sitzen hatten, verließ dieser rasch das Lokal und ritt eilig davon. Die Verfolgung durch die Gendarmen fand ein frühes Ende, da sie nicht in ihre Sättel kamen, da die Steigbügel „verschwunden“ waren.

Die umstehenden Leute werden sich insgeheim gefreut haben, dass der Schinderhannes, wie schon so oft, die Polizei überlisten konnte.

 

Leihgeber