Eine feste Burg
ist unser Gott

  • Kanzelfigur des Evangelisten Lukas aus der alten Pfarrkirche, Holz, gefasst, 1688.

Das Christentum wird mit den Römern in unsere Gegend gekommen sein, sich aber erst mit den Franken ab 500 n. Chr. ausgebreitet haben. Mit der Gründung des Benediktinerklosters in Seligenstadt im Jahre 829 wurde in den Mainorten der Gegend erste Kapellen und Kirchengebäude erbaut. In Klein-Steinheim entstand eine Mutterkirche (siehe Text „Gottes Segen für das Schwert“ zu St. Nikolaus) mit mehreren Filialen, darunter auch Groß-Steinheim. In Groß-Steinheim selbst bestand im Kontext der Burg eine Kapelle am Ort der späteren Gedächtniskirche. Nach 1425 wurde eine Kapelle mit Altar im Ostflügel des erweiterten Schlosses geweiht. 1449 wurde von Erzbischof Dietrich von Erbach bestimmt, dass die Kapelle in Groß-Steinheim zur Pfarrkirche erhoben wird, da in der befestigten Stadt weniger Gefahren für die Kirchgänger bestand. Kurz darauf, 1450–1453, wurde eine neue Pfarrkirche unter Pfarrer Betz erbaut. Dabei wurde der Neubau mit dem ehemaligen, mit Zinnen und Erkertürmchen ausgestatteten Wehrturm verbunden. 1470 wurde das erste zugehörige Pfarrhaus von Pfarrer Conrad Willungen erbaut.

Der von 1479 bis 1537 wirkende Pfarrer Johannes Rosenbach genannt de Indagine war seinerzeit eine herausragende Persönlichkeit und in Naturwissenschaft, Theologie und Rechtswissenschaft belesen. Im Jahr 1515 reiste er im Auftrag des Erzbischofs nach Rom, wurde nach seiner Rückkehr zu einem Kritiker der katholischen Kirche und sympathisierte mit der Reformation. 1521 traf er in Frankfurt auf Martin Luther und nannte sich selbst kurz darauf einen „Bekenner der evangelischen Wahrheit“. Mit den Bauernkriegen fand Indagine zurück zu seinem katholischen Bekenntnis und wandte sich von der Reformation ab. Indagine war berühmt für seine Forschungen und Publikationen über Astrologie und Chiromantie (Handlesekunst). Seine Kunst der Chiromantie galt bis ins späte 17. Jahrhundert als Standardwerk über die Deutung der Physiognomie.

Festgottesdienst in der Marienkirche zum 100. Geburtstag des ehem. Mainzer Kardinal Volk mit Kardinal Lehmann

Bild: Medienzentrum Hanau-Bildarchiv / MZHU5758_E6

Die alte Pfarrkirche

Bild: Lithografie von Wilhelm Spielmann

Zu einem dritten katholischen Kirchengebäude kam Steinheim 1933 mit dem Bau der Marienkirche unter den Pfarrern Kost und Thoerle an einem alten Steinbruch an der Albanusstraße. Die basaltsteinerne Kirche wurde 1940, also mitten im Krieg unter anderem mit den Worten: „Völker toben, Reiche schwanken, sein Donnerruf erschallt. Da zittert die Erde. Der Herr der Heerscharen ist aber mit uns und eine feste Burg ist unser Gott“ durch Bischof Albert Stohr geweiht.

Der heute bekannteste Katholik Steinheims war Kardinal Hermann Volk, welcher von 1962 bis 1982 Bischof von Mainz gewesen ist und 1973 in Rom durch Papst Paul VI. zum Kardinal ernannt wurde. Er war damit der dritte Mainzer Kardinal der Geschichte. Auch sein Nachfolger Kardinal Karl Lehmann sah in Steinheim sein „Herzensthema“, was er mit seinen vielen Besuchen zeigte und damit die Bedeutung der Stadt für das Bistum Mainz unterstrich.

 

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