Mit dem Zitat „Gesang und Liebe im schönen Verein, sie erhalten dem Leben den Jugendschein“ von Friedrich Schiller ist schon viel über die positive Wirkung vom Vereinsleben gesagt. Im Jahre 1794 wurde im Allgemeinen Preußischen Landrecht die Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit ausgerufen. 1848 werden im Reichsgesetz das freie Vereins- und Versammlungsrecht festgelegt, aber schon kurz darauf außer Kraft gesetzt, da manche Gliedstaaten des Deutschen Bundes die Zustimmung der neuen Gesetze verweigerten. Ab 1850 wurden vielerorts Vereinsgesetze nominiert und damit die Vereinstätigkeiten reglementiert und kontrolliert. Zu dieser Zeit weit verbreitet waren Turnervereine, aus welchen sich bspw. auch die Freiwilligen Feuerwehren entwickelten. 1908 erst folgte ein allgemeines Reichsvereinsgesetz. Ein Verein ist heute eine „Organisation, in der sich Personen mit bestimmten gemeinsamen Interessen, Zielen zu gemeinsamem Tun zusammengeschlossen haben“, so ein Wörterbuch.
Heute gibt es in Deutschland über 600.000 Vereine aller Art: Sportvereine, Musikvereine, Kunstvereine, politische und gemeinnützige Vereine, Geschichtsvereine, Feuerwehrvereine, Tier- und Umweltschutzvereine, Tierzuchtvereine, Kirchenvereine, Fördervereine und Hobbyvereine. Das Vereinswesen hat eine besondere Rolle für die Gesellschaft. Als Ort der Kommunikation hegen die Mitglieder oft den Wunsch, gemeinsam etwas zu schaffen. Die Vereinsarbeit ist ein Ehrenamt, welches einen hohen Stellenwert im Land genießt. Vieles wäre in Deutschland ohne die organisierten Freiwilligen nicht möglich. Das Ehrenamt und die Vereine sind in dieser Art weltweit einzigartig.
Gesangsverein Olympia, Groß-Steinheim, 1920
Bild: aus Sammlung Dr. med. Otto Kunkel; Heike Metko
Skat Club in Klein Steinheim, um 1895
Bild: aus Steinheimer Bilderbücher von Leo Mayer
Vereine sind der soziale Kitt unserer Gesellschaft und ein Indikator dafür, wie sehr die Bürger ihr Leben mitgestalten und ausschmücken wollen. Das bedeutet, dass ein Ort mit einem vitalen Vereinsleben durchaus ein Ort ist, mit welchem sich die Einwohner*innen identifizieren können, in welchem hoher Gestaltungswille herrscht und ein gesteigertes Interesse an gemeinsamem Schaffen.
Steinheim ist so ein Ort schon seit den Anfängen des Vereinswesens. Vereine waren immer Teil des Geschehens, richteten Feste aus, nahmen an Veranstaltungen teil, boten Sportwettkampf an, engagierten sich gemeinnützig und förderten das kulturelle Leben nachhaltig und präsent. Gerade alteingesessene Steinheimer*innen und deren Nachkommen spielten dabei schon immer eine wichtige Rolle in teilweise auch heute noch existierenden Vereinen. Heute stehen die vielen Steinheimer Vereine zusammen in der IgSV (Interessengemeinschaft Steinheimer Vereine und Verbände), welche aktiv die Gemeinschaft des lokalen Vereinsleben fördert und sich für deren Interessen einsetzt. So kann bspw. jedes Jahr auch das große Altstadtfest mit Johannisfeuer des Geschichtsvereins zum Erfolg werden, oft kommen über 10.000 Besucher*innen in die Altstadt und an den Main und erfreuen sich an den vielen Angeboten an den Ständen der Vereine und der lokalen Gastronomie.
Leihgeber
- Heike Metko aus der Sammlung Dr. med. Otto Kunkel